Gasspeicher leeren sich rasant: Folgen für Heizung und Strom
Die Diskussion um die Energieversorgungssicherheit in Deutschland hat erneut an Fahrt aufgenommen. Nachdem die Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode noch prall gefüllt waren, zeigen aktuelle Daten eine besorgniserregende Entwicklung: Die Füllstände sind schneller gesunken als in den Vorjahren und haben bereits Anfang Dezember die psychologisch wichtige Marke von 90 Prozent unterschritten. Diese Dynamik wirft Fragen auf, wie stabil die Versorgung mit Wärme und Strom in den kommenden kalten Monaten sein wird und ob Verbraucher mit steigenden Kosten rechnen müssen.
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Ursachen für den rapiden Rückgang der Reserven
Der Hauptgrund für die schnelle Entleerung der Speicher liegt in den meteorologischen Bedingungen des späten Herbstes. Ein überdurchschnittlich kalter November hat dazu geführt, dass Haushalte und Industrie deutlich früher und intensiver ihre Heizung aufdrehen mussten als in den milden Vorjahren. Kälte allein erklärt jedoch nicht den gesamten Mehrverbrauch, der die Speicherstände auf aktuell rund 89,5 Prozent drückte.
Hinzu kam eine sogenannte "Dunkelflaute" – eine Wetterlage mit wenig Wind und geringer Sonneneinstrahlung. Da in solchen Phasen Windkraft- und Solaranlagen kaum Energie liefern, müssen konventionelle Kraftwerke einspringen, um das Stromnetz stabil zu halten. In Deutschland sind dies in zunehmendem Maße Gaskraftwerke. Diese mussten auf Hochtouren laufen, um die Lücke bei der Strom-Erzeugung zu schließen, was riesige Mengen an Erdgas verbrauchte, die eigentlich für die Wärmeproduktion im Winter gedacht waren.
Vertriebsleiter Selectra Deutschland
Benjamin Stang
Derzeit erhalten in Teilen auch Bestandskunden die erfreuliche Nachricht einer Preissenkung. Sollte es sich abzeichnen, dass es z.B. aufgrund eines sehr kalten Winters tatsächlich im Januar bereits zu einem Gasengpass kommt, müsste dann innerhalb kurzer Zeit viel Gas beschafft werden. Steigende Nachfrage führt zu steigenden Kosten. Insofern ist es sehr wichtig, sich derzeit mit einer neuen Preisgarantie einzudecken.
Vergleich mit den Vorjahren
Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht die Brisanz der aktuellen Lage. In den Wintern 2022 und 2023 profitierten Verbraucher und Versorger von vergleichsweise milden Temperaturen und staatlichen Einsparkampagnen. Die Speicher blieben lange weit über der 90-Prozent-Marke, was die Märkte beruhigte und den Gaspreis stabilisierte. Die aktuelle Entnahmerate liegt jedoch deutlich über den Werten dieser Jahre.
Experten beobachten mit Sorge, dass die Kurve der Füllstände steiler nach unten zeigt als im langjährigen Mittel. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten die Reserven am Ende des Winters historisch niedrige Stände erreichen. Dies würde nicht nur die Versorgungssicherheit im Februar und März gefährden, sondern auch die Ausgangslage für die Wiederbefüllung im kommenden Sommer erschweren. Ein niedriger Sockel am Ende der Heizperiode bedeutet zwangsläufig höhere Kosten und mehr Aufwand für das nächste Jahr.
Strom und Gas: Die Preisspirale droht
Die enge Kopplung von Gas- und Strommarkt führt dazu, dass Knappheit in einem Sektor sofort Auswirkungen auf den anderen hat. Wenn Gaskraftwerke weiterhin in großem Stil für die Verstromung benötigt werden, verknappt das das Angebot für den Wärmemarkt. Das Prinzip der Merit-Order an der Strombörse sorgt zudem dafür, dass das teure Gas oft den Preis für den gesamten Strom bestimmt.
Für den Endkunden bedeutet dies ein Risiko für die nächste Rechnung. Sollten die Speicherstände weiter rapide fallen, reagieren die Handelsmärkte nervös. Preisaufschläge im Großhandel erreichen mit Verzögerung auch die privaten Haushalte. Wer jetzt keinen Festpreisvertrag hat, sollte die Entwicklung genau beobachten. Die Hoffnung auf dauerhaft sinkende Tarife, die im Sommer noch bestand, könnte durch einen harten Winter schnell zunichtegemacht werden.
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Geopolitische Risiken und Importrouten
Neben dem Wetter und dem inländischen Verbrauch spielen internationale Faktoren eine entscheidende Rolle. Die Versorgungslage ist weiterhin fragil, da Deutschland auf kontinuierliche Importe angewiesen ist, um den laufenden Verbrauch zu decken und die Speicherentnahme zu verlangsamen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den verbliebenen Transitstrecken für russisches Gas durch die Ukraine.
Sollten diese Lieferungen endgültig stoppen – ein Szenario, das zum Jahresende realistisch ist –, würde dem europäischen Markt eine signifikante Menge Energie entzogen. Zwar bezieht Deutschland direkt kaum noch russisches Gas, doch die europäischen Nachbarländer müssten ihre Bezüge umverteilen. Dies könnte dazu führen, dass Deutschland vermehrt Gas an Nachbarn exportieren muss, was die eigenen Bestände zusätzlich belastet. Jede Störung der Importketten, sei es aus Norwegen oder über LNG-Terminals, hätte in dieser angespannten Situation unmittelbare Folgen.
Handlungsempfehlungen: Sparen bleibt das Gebot der Stunde
Angesichts der unsicheren Aussichten raten Netzagentur und Experten weiterhin zur Sparsamkeit. Das Potenzial, Energie zu sparen, ist in vielen Haushalten noch nicht ausgeschöpft. Schon das Absenken der Raumtemperatur um ein Grad Celsius kann den Verbrauch spürbar senken, ohne dass der Wohnkomfort massiv leidet. Auch das bewusste Lüften und die Überprüfung der Heizungseinstellungen sind effektive Maßnahmen.
Auch beim Strom lohnt sich ein bewusster Umgang. Da jede eingesparte Kilowattstunde Strom aktuell oft bedeutet, dass weniger Gas verfeuert werden muss, trägt Stromsparen direkt zur Gassicherheit bei. Verbraucher haben es also zu einem gewissen Teil selbst in der Hand, wie schnell sich die Speicher leeren. Ein kollektiver Sparwille kann helfen, extreme Szenarien und damit verbundene Preisspitzen zu verhindern.
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Ausblick auf den Restwinter
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Bleibt es bei der aktuellen Kälte und der Windflaute, wird sich der Abwärtstrend bei den Speicherständen fortsetzen. Meteorologen wagen noch keine präzisen Prognosen für den Januar und Februar, doch die Puffer schmelzen. Die Versorgungssicherheit ist laut Behörden zwar aktuell gewährleistet, doch der Spielraum für unvorhergesehene Ereignisse wird kleiner.
Politik und Wirtschaft bereiten sich auf verschiedene Szenarien vor, um einen Gas-Engpass zu vermeiden. Dazu gehört auch die Option, Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, um Gas bei der Stromproduktion zu ersetzen. Dies wäre ökologisch ein Rückschritt, könnte aber notwendig werden, um die Gasspeicher zu schonen. Für Verbraucher bleibt die Botschaft klar: Der Winter ist noch lang, und Entwarnung kann noch nicht gegeben werden.