Strom-Speicherboom in Deutschland: Kapazität verdoppelt, doch Probleme bleiben

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Stromnetz Deutschland

Die Kapazität der Batteriespeicher in Deutschland wächst rasant. Binnen kurzer Zeit hat sich die gesamte Speicherkapazität im deutschen Stromnetz verdoppelt. Dieser Anstieg ist vor allem auf private Haushalte zurückzuführen, die Photovoltaik-Anlagen mit eigenen Batterien kombinieren, um Strom zu sparen und ihre Unabhängigkeit zu erhöhen. Doch Experten warnen: Hinter den beeindruckenden Wachstumszahlen verbergen sich strukturelle Probleme, die die Versorgungssicherheit gefährden könnten.

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Ungleichgewicht zwischen Heimspeichern und Großspeichern

Der aktuelle "Speicherboom" wird fast ausschließlich von privaten Kleinspeichern getragen. Diese Heimspeicher dienen primär dazu, den tagsüber erzeugten Sonnenstrom für den Eigenbedarf am Abend nutzbar zu machen. Für das öffentliche Stromnetz sind sie jedoch oft nicht direkt dienlich. Industrielle Großspeicher, die nötig wären, um Schwankungen im gesamten Netz auszugleichen und den Strompreis stabil zu halten, hinken im Ausbau deutlich hinterher.

Während Eigenheimbesitzer durch Speicher ihre Rechnung senken können, fehlt es im großen Maßstab an Anreizen für Investoren. Großbatterien sind jedoch unverzichtbar, um überschüssige Wind- und Solarenergie aufzunehmen und bei Bedarf – etwa während einer sogenannten Dunkelflaute – wieder ins Netz einzuspeisen. Ohne diese Puffer drohen Engpässe, wenn Erneuerbare Energien wetterbedingt keinen Strom liefern.

Hohe Kostenbremse durch Baukostenzuschüsse

Ein wesentliches Hindernis für den Bau netzdienlicher Großspeicher sind die regulatorischen Rahmenbedingungen. Wer einen großen Batteriespeicher an das Netz anschließen möchte, wird von den Netzbetreibern oft wie ein reiner Verbraucher behandelt. Das bedeutet, dass Betreiber einen sogenannten Baukostenzuschuss zahlen müssen. Diese Gebühr soll eigentlich den Netzausbau für neue Verbraucher finanzieren, wird aber auch für Speicher fällig, die das Netz eigentlich entlasten sollen.

Diese Kosten können sich bei großen Projekten auf Millionenbeträge summieren und machen den Betrieb oft unwirtschaftlich. Branchenverbände kritisieren diese Praxis scharf. Sie argumentieren, dass Speicher eine wichtige Systemdienstleistung erbringen und nicht durch zusätzliche Abgaben belastet werden sollten, die Investitionen verhindern. Ein wirtschaftlicher Betrieb von Großspeichern sei unter diesen Bedingungen kaum möglich, was den Ausbau der für die Energiewende kritischen Infrastruktur bremst.

Ziele für 2030 und die Gefahr der Dunkelflaute

Um die energiepolitischen Ziele zu erreichen, muss die Speicherkapazität bis zum Jahr 2030 massiv ausgebaut werden. Experten gehen davon aus, dass sich die Kapazität nochmals vervielfachen muss, um eine stabile Versorgung allein aus Erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Derzeit reicht die vorhandene Kapazität nicht aus, um längere Phasen ohne Wind und Sonne zu überbrücken.

Ohne eine Anpassung der Rahmenbedingungen – insbesondere beim Baukostenzuschuss und den Netzentgelten – droht eine Lücke in der Versorgungssicherheit. Weder Gas noch Kohle sollen langfristig als Lückenfüller dienen, weshalb der Druck auf den Ausbau der Speichertechnologie wächst. Nur wenn das Missverhältnis zwischen privaten Heimspeichern und systemrelevanten Großspeichern gelöst wird, kann das Stromnetz der Zukunft sicher und bezahlbar bleiben.

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