Die Pipeline – So wird Gas nach Deutschland transportiert

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Pipelines: Funktions- und Verwendungsprinzip

Wird das englische Wort Pipeline ins Deutsche übersetzt, so heißt es ganz einfach Rohrleitung. Pipelines werden als lange Rohrleitungen – meistens Tausende Kilometer lang – für den Transport von Flüssigkeiten (Erdöl) oder Gasen (Erdgas), selten auch Schlämmen, eingesetzt. Die langen Rohrleitungen sind wichtige Bausteine in der Energieversorgung, denn sie transportieren Erdgas oder Erdöl auf weiten Strecken. Eine Pipeline kann die Entfernung vom Förderort bis zum Verarbeitungsort einfach überbrücken.

Wissenswerte Fakten & Energietipps

Was ist eine Pipeline?

Das Wort Pipeline bezeichnet eine Transporttechnik, mit der Flüssigkeiten und Gase über lange Strecken transportieren werden. Pipeline ist ein englisches Wort und heißt übersetzt Rohrleitung. Auch als sogenannte Rohrfernleitung bezeichnet, dienen Pipelines in erster Linie für die Versorgung mit den wichtigen Energieträgern Erdöl und Erdgas.

Eine Pipeline ist auf Dauer wesentlich kostengünstiger als der Transport mit Tankwagen oder Schiffen – trotz der hohen Baukosten. In der Regel haben Pipelines einen großen Durchmesser, der ab einem halben Meter beginnt und noch viel größer sein kann. Pipelines werden in Offshore-Pipelines und Pipelines an Land und wiederum in Pipelines, die oberirdisch und unterirdisch verlaufen, unterteilt.

Schon gewusst? Pipelines kennzeichnen sich durch ihre Umweltfreundlichkeit und Unabhängigkeit vom Verkehr und klimatischen Verhältnissen aus. Pipelines können Tag und Nacht in Betrieb sein. Der Nachteil der Pipelines liegt in ihrer Anschaffung. Ein Kilometer Leitung kostet zwischen 0,5 - 1 Million Euro.

Die Geschichte und Bedeutung von Pipelines in der EU

Pipelines werden seit Beginn der Erdölförderung eingesetzt. Die erste Pipeline baute man im US-Staat 1865 in Pennsylvania. Aber auch schon Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Rohrsysteme gebaut, die salzhaltige Sole von den Gewinnungs- zu den Siedestätten beförderten.

Pipelines sind wohl eines der unauffälligsten Massenverkehrsmittel des Welthandels. Tagtäglich werden an Tankstellen und Gasthermen Erdöl und Erdgas konsumiert. Der größte Teil des konsumierten Erdöls und Erdgas wird durch das Röhrensystem der Pipelines geleitet.

Die Europäische Union kann einen Großteil ihres Energiebedarfs nicht aus eigenen Quellen decken, weshalb in Europa Pipelines von Russland in die EU von großer Bedeutung sind. Russland war bis 2022 der größte Gas- und Öllieferant für die europäische Volkswirtschaft. Deutsche Gasspeicher wurden demnach bislang oft mit russischem Gas gefüllt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 wurde jedoch beschlossen, die Geschäftsbeziehungen mit Russland Schritt für Schritt zu beenden. Parallel dazu reduzierte Russland schrittweise seine Gaslieferungen, bis im September 2022 gar kein Gas mehr durch die Pipeline Nord Stream 1 floss.

Wie wird eine Pipeline gebaut?

Pipelines bestehen entweder aus Stahl oder Beton, deren Rohrdurchmesser bis 122 cm messen können. Pipelines können ober- oder unterirdisch verlegt werden, wobei die unterirdische Verlegung gewöhnlicher ist. In die Rohrsysteme werden Ventile eingebaut, die zur erhöhten Sicherheit bei Rohrbruch beitragen sollen. Bei klassischen Erdölpipelines befindet sich am Kopf ein Tanklager, welcher als Zwischenpuffer für die zu sendenden Erdölmengen dient.

Zwei Kräne senken eine Pipeline ab
Verlegung unterirdischer Pipelines

Um Erdöl durch die Pipelines zu fördern, wird durch Pumpen Druck aufgebaut. Das Erdöl setzt sich dadurch in Bewegung und je nach Gefälle werden in bestimmten Abständen weitere Pumpstationen installiert. Das Erdöl bewegt sich mit einer durchschnittlichen Transportgeschwindigkeit von 5 bis 7 km/h, was mit Fußgängergeschwindigkeit vergleichbar ist.

Die Temperatur in den Rohrleitungen beträgt 60 bis 80 °C. Eine hohe Temperatur ist ein Muss, denn die Viskosität des Erdöls wirkt sich auf die Geschwindigkeit aus. Das gesamte Rohrsystem wird durch eine Zentrale mit Computern gesteuert. Wird die Pipeline beschädigt, ertönt sofort ein Alarmsignal.

Eigenschaften von Offshore-Pipelines

Offshore-Pipelines verlaufen überwiegend am Meeresboden und verbinden entweder zwei Landleitungen miteinander oder ein Offshore-Ölfeld mit dem Festland. Rohrteile werden an Bord von Spezialschiffen zu Pipelines zusammengeschweißt und dann zum Grund des Meeres heruntergesenkt.

Zum besseren Absinken und damit Pipelines am Meeresboden haften bleiben, werden diese durch eine dicke Betonschicht beschwert. Das Beschweren mit einer Stahlarmierung ist ebenfalls möglich.

Die Langeled Pipeline gehört zu den größten Unterwasser-Pipelines der Welt. Diese Pipeline wurde 2006 in Bettrieb genommen und hat eine Gesamtlänge von 1.166 Kilometern. Die Langeled Pipeline transportiert norwegisches Erdgas von der Insel Gossa zum Gasterminal Easington in Yorkshire, Vereinigtes Königreich.

Wie funktionieren Pipelines an Land?

Pipelines an Land verlaufen häufig unter der Erde. Unterirdische Pipelines haben den Vorteil, dass ihre Leitungen geschützt werden und Rohre stellen keine Hindernisse in der Landschaft dar. Der Bau von Pipelines an Land ist ein langwieriger Prozess, der nur mit Spezialmaschinen umgesetzt werden kann. Sie heben den Graben aus, verlegen die Leitungen und fügen die Leitungsstränge zusammen. Mittlerweile gibt es aber auch grabungslose Verlegeverfahren.

Um Querungen von Straßen oder Wasserwege umzugehen, werden Bohrungen unter der Fahrbahn durchgetrieben. Bei nicht zu breiten Wasserläufen verwendet man Druckleitungen, die auch als Düker bezeichnet werden.

Die Erdölleitung Freundschaft / Druschba-Pipeline ist eine Pipeline, die Erdöl von Tatarstan, Russland bis nach Schwedt/Oder, Deutschland transportiert. Die Pipeline wurde von 1959 bis 1964 errichtet und gilt mit einer Gesamtlänge von 8.900 Kilometern als die längste Rohrleitung der Welt. Auch die Trans-Alaska-Pipeline ist eine Pipeline an Land. Sie wurde von 1975 bis 1977 gebaut, hat eine Länge von 1.288 Kilometern und ist oberirdisch auf Stelzen verlegt.

Wichtige Pipelines in Deutschland

In deutschen Erdölraffinerien, die hochwertige Produkte wie Diesel, Heizöl oder Benzin gewinnen, kommen rund 80 % der eingesetzten Rohölmengen über Pipelines. Neben Rohöltransport werden auch Halbfertig- und Fertigprodukte über Pipelines transportiert. Die Gesamtlänge der Rohölfernleitungsnetze wird auf 2.400 Kilometer beziffert.

In Deutschland gibt es neben Erdöl-Leitungen auch Erdgas-Leitungen, Ethen-Pipelinesysteme, Kohlenstoffmonoxid-Pipelines, Sauerstoff-Pipelines und Wasserstoff-Leitungen.

Wichtige Pipelines in Deutschland - Beispiele
Name der Pipeline Transportgut
Norddeutsche Oelleitung

“Pipeline Hamburg”

Versorgung der Raffinerie Holborn Europa Raffinerie GmbH mit Rohöl
Nord-West Oelleitung GmbH Versorgung mehrerer Mineralölraffinerien mit Mineralöl
Ingolstadt–Kralupy–Litvínov Pipeline Versorgung eines tschechischen Rohöltank-Lagers mit Rohöl
Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft (RMR)

“Pipeline Frankfurt”

Versorgung des südwestdeutschen Raumes mit Heizöl, Kerosin und Rohbenzine
Transalpine Ölleitung (TAL) Versorgung der Regionen Lenting, Neustadt an der Donau und Karlsruhe mit Erdöl
Geplante Wasserstoff-Pipeline H2Med Die geplante Pipeline zwischen Frankreich und Spanien soll bis nach Deutschland verlängert werden, um die Wasserstoffversorgung auszubauen und die Wasserstofftechnologie in Europa voranzubringen

Mögliche alternative Nutzung russischer Pipelines Im Februar 2023 gab die Regierung in Kasachstan bekannt, dass sie die "mündliche" Erlaubnis eingeholt hätten, russische Pipelines für Rohöl-Lieferungen nach Deutschland nutzen zu dürfen. Dadurch könnten jährlich bis zu 1,5 Millionen Tonnen Rohöl von Kasachstan nach Deutschland geliefert werden, was vor allem großen Raffinerien wie der in Schwendt sehr helfen würde.

Gas Pipeline Nord Stream 1 und Nord Steam 2

Die Unterwasser-Pipeline Nord Stream 1 stellte eine bedeutende Gas Pipeline von Russland nach Deutschland dar. Nord Stream 1 wurde 2011 eingeweiht und verläuft von Wyborg/Russland nach Lubmin/Greifswald. Die Ostsee-Pipeline hat eine Länge von 1.224 Kilometern und hat im Jahr 2020 ein Volumen von 59,2 Milliarden Kubikmetern in die EU transportiert.

Stand September 2022 fließt kein Gas mehr durch die Gas Pipeline, da nach russischen Angaben eine Turbine defekt ist. Nach Aussagen des Turbinenherstellers sollte der genannte Effekt jedoch keinen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit der Gas Pipeline haben.

Die Pipeline Nord Stream 2 ist die Anknüpfung an die bereits bestehende Pipeline Nord Stream 1. Mit Nord Stream 2 sollten zwei weitere Röhren entstehen, die parallel zur ersten Nord Stream 1 Gas Pipeline verlaufen sollten. Das Ziel der Pipeline Nord Stream 2 bestand darin, weitere 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr in die Europäische Union zu leiten. Aber: Der Bau der Gas Pipeline Nord Stream 2 ist politisch umstritten. Kritisiert wurden einerseits die Stärkung eines einzigen Anbieters auf dem EU-Gasmarkt und die Nicht-Erfüllung der Ziele wie der Diversifikation von Anbietern, Routen und Versorgungsquellen.

Nord Stream 2 News Deutschland hat aufgrund der Ukraine-Krise die Inbetriebnahme für Nord Stream 2 gestoppt. Obwohl die Europäische Union Nord Stream 2 bislang auf keine Sanktionsliste gesetzt hat, kann Deutschlands Entscheid mit einer Sanktion gleichgestellt werden. Die USA haben Nord Stream 2 bereits auf die Sanktionsliste gesetzt, wodurch alle Unternehmen, die mit dem Nord Stream 2 Verbund Handel treiben, künftig sanktioniert werden (Stand: September 2022).

Merkmale einer Gas Pipeline

Eine Gas Pipeline bzw. Erdgasleitung ist für den Transport von Erdgas und die Versorgung von Gemeinden und Stadtbezirken mit Erdgas verantwortlich. Die Leitungen von Gas Pipelines sind unterirdisch verbaut, tragen die Farbe Signalgelb und bestehen aus Metall oder Kunststoff. Sie können eine Gesamtlänge von mehreren Tausend Kilometern haben. Große Gas Pipelines wie Nord Stream 1 verlaufen oft in zwei oder mehr Strängen. In der Nordsee verlaufen demnach zwei parallele Gas Pipelines, die einen Durchmesser von 115 cm haben.

Bedeutende Gas Pipelines sind zum Beispiel die westafrikanische Gaspipeline, die die Staaten Benin, Togo und Ghana mit Erdgas versorgt oder die 1993 eröffnete Peninsular Gas Utilisation (PGU) Pipeline, welche mit 2.500 Kilometern das längste Pipelinenetz in Malaysia ist.

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