Leinen statt Styropor: Wie Flachsreste Häuser dämmen und Heizkosten senken können
Eine französische Innovation macht aus einem landwirtschaftlichen Nebenprodukt – den holzigen Flachsresten – formstabile Baublöcke mit sehr guter Dämmwirkung. Die Idee: „Anas“ (Flachs-Schäben) werden zu leichten, robusten Elementen verpresst, die sich wie große Steine verbauen lassen. Das verspricht weniger Heizbedarf im Winter und ein kühleres Raumklima im Sommer – mit kleinem CO2-Fußabdruck. Für Deutschland spannend, weil sich Dämmung und Nachhaltigkeit hier ideal ergänzen.
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Kurzvorteile auf einen Blick
- Biosourciertes Material: aus Flachsresten statt erdölbasierten Stoffen
- Wärme im Winter, Hitzeschutz im Sommer: gute Speicher- und Dämmeigenschaften
- Einfache Verarbeitung: Blöcke werden wie Mauersteine versetzt, Oberflächen direkt verputzbar
- Potenzial zur Heizenergie-Einsparung: abhängig vom Gebäudezustand und der Ausführung (Zu prüfen – konkrete Prozentwerte für typische deutsche Altbauten)
Der verborgene Schatz im Flachs: Aus Resten wird Dämmstoff
Für Leinenstoffe wird die hochwertige Flachsfaser gewonnen; übrig bleibt der holzige Kern der Stängel – die sogenannten Schäben. Genau diese Reste lassen sich zu leichten, formstabilen Baublöcken pressen. Das Material ist regional in Nordwesteuropa verfügbar, benötigt wenig Wasser und kommt ohne aggressive Chemie aus. In Deutschland ist Flachsanbau vorhanden, aber im kleineren Maßstab; große Mengen stammen aktuell aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden.
Einfach erklärt
Stellen Sie sich die Flachsblöcke wie „natürliche Ytong-Steine“ vor: Sie sind leicht zu tragen, werden im Verband gesetzt und anschließend verputzt. Der Clou liegt in der Struktur der Schäben: Viele kleine Hohlräume speichern Luft – und Luft ist der beste (und leichteste) Dämmstoff.
Bis zu 30 % weniger Heizkosten? Was realistisch ist
Hersteller nennen Einsparpotenziale von „bis zu 30 %“. Das kann in Einzelfällen erreichbar sein, ist aber keine pauschale Garantie. Entscheidend sind Ausgangszustand und Umfang der Sanierung (Fassade, Dach, Wärmebrücken, Fenster), die Ausführung sowie die Regelung der Heizung. Bei fachgerechter Dämmung sinkt der Heizwärmebedarf spürbar, zusätzlich verbessert die Materialdichte den sommerlichen Hitzeschutz durch Wärmespeicherfähigkeit und Phasenverschiebung.
- Winter: Wärme bleibt länger im Haus, die Vorlauftemperaturen können oft gesenkt werden.
- Sommer: Außenhitze dringt verzögert nach innen – Räume überhitzen später und weniger stark.
- Klimavorteil: Flachs bindet während des Wachstums CO₂. Bei Produktion und Transport fällt vergleichsweise wenig Emission an (Zu prüfen – CO₂-Bilanzwerte je kg Material).
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
Für Neubau und Sanierung gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Relevante Nachweise betreffen u. a. Wärmeleitfähigkeit (λ), Brandverhalten (z. B. EN 13501-1), Feuchteschutz und Schallschutz (z. B. DIN 4108, DIN 4109). Für die Anrechnung im Energieausweis sind geprüfte Kennwerte notwendig (Zu prüfen – verfügbare Produktkennwerte und allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen).
Bauen wie mit Lego: Montage und typische Anwendungen
Die Flachsblöcke sind für Standardbaustellen gedacht: Sie lassen sich zuschneiden, schlitzen und direkt verputzen (Kalk- oder Gipsputz). Sie eignen sich für die Dämmung von Außen- und Innenwänden sowie für Aufstockungen in Leichtbauweise. Für Anschlüsse an Fenster, Decken oder Dach müssen Wärmebrücken planerisch gelöst werden.
- Untergrund vorbereiten: tragfähig, sauber, eben; ggf. Ausgleichsputz.
- Blöcke im Verband setzen: Dünnbettmörtel oder Systemschaum gemäß Herstellerangaben.
- Installationen: Schlitze für Leitungen fräsen oder schneiden; Staubarmut ist ein Plus.
- Oberflächen: Armierungsgewebe und Putzsystem; alternativ Bekleidungen (z. B. Platten).
Brandschutz und Nutzung
Für Aufenthaltsräume sind Prüfzeugnisse zum Brandverhalten erforderlich. Bei Gebäudeklassen mit höheren Anforderungen (z. B. Mehrfamilienhäuser) sind zusätzliche Nachweise und konstruktive Maßnahmen nötig (Zu prüfen – Brandklasse/B-s1,d0 o. ä. des konkreten Produkts, Verwendbarkeitsnachweis).
Die letzte Hürde bis in den Baumarkt: Prüfen, zulassen, fördern
Bevor das Material breit in Deutschland eingesetzt wird, braucht es geprüfte Kennwerte, bauaufsichtliche Zulassungen und Montageanleitungen. Erst dann können Planerinnen und Handwerker es routiniert einplanen – vom Energieausweis über die Detailplanung bis zur Ausschreibung.
- Zulassung und Normen: Nachweise zu Wärmeleitung, Druckfestigkeit, Feuchteverhalten, Schall, Brand.
- Planung: Wärmebrücken-Details, Anschluss an bestehende Bauteile, Feuchteschutzkonzept.
- Förderung: BEG EM (Einzelmaßnahmen) über BAFA/KfW kann Dämmungen fördern, sofern technische Mindestanforderungen erfüllt sind (Zu prüfen – Fördersätze und Bedingungen, Stand 11/2025).
So holen Sie das Maximum heraus
Die größte Wirkung entsteht, wenn Sie die Fassade ganzheitlich betrachten: Dämmung + Luftdichtheit + richtige Lüftung + hydraulisch abgeglichene Heizung. Eine Energieberatung (z. B. mit iSFP) zeigt, welche Schritte in welcher Reihenfolge wirtschaftlich sind (Zu prüfen – aktuelle Förderung für Energieberatung).
Häufige Fragen – kurz und verständlich
Was unterscheidet Flachsblöcke von klassischer Dämmung?
Flachs ist nachwachsend, speichert CO₂ und fühlt sich bei der Verarbeitung angenehm an. Klassische Dämmstoffe (z. B. EPS, Mineralwolle) sind bewährt und günstig, haben aber andere ökologische Profile. Im Ergebnis zählt, dass der U-Wert der Wand niedrig wird und Details sauber ausgeführt sind.
Wie gut schützen Flachsblöcke vor Sommerhitze?
Dank Materialdichte und Wärmespeicherfähigkeit kommt die Außenhitze zeitverzögert im Innenraum an. Das nennt man Phasenverschiebung. Sie merken es daran, dass sich Räume langsamer aufheizen – besonders wichtig in Dachgeschossen und Südfassaden.
Eignen sich die Blöcke für Altbauten?
Grundsätzlich ja, wenn Statik, Feuchte und Denkmalschutz beachtet werden. Bei Altbauten sind Details wie Anschlüsse, Sockelzonen und Feuchteschutz entscheidend. Eine Vor-Ort-Prüfung durch Fachbetriebe ist empfehlenswert.